Knospe Urweltmammutbaum
Junger Zapfen
Zweig Urweltmammutbaum
4 Jahrringe 6cm
Mammutbaum gewachsen auf der
Schwäbischen Alb
versteinertes Holz Mammutbaum
Rinde vom Mammutbaum |
MAMMUTBAUM, WELLINGTONIE
RIESEN-SEQUOIE
Sequoiadendron giganteum
Familie Taxodiaceae -
Sumpfzypressengewächse
* Verfasser: Thomas Meyer;
Windischenbach 1997
Sytematik
In der botanischen Systematik finden wir den
Mammutbaum in der Familie der Taxodiaceen (Sumpfzypressengewächse). Unter
dem Sammelnamen Sequoia verbergen sich drei voneinander zu
unterscheidenden Gattungen, nämlich:
· Sequoia gigantea oder auch Sequoiadendron
giganteum = Wellingtonie, Mammutbaum
· Sequoia sempervirens = Küstensequoia
(Rotholz, Red Wood aus dem kalifornischen Küstengebirge)
· Metasequoia glyptostroboides =
Urwelt-Mammutbaum oder auch Wasserlärche
Sequoia gigantea und Sequoia sempervirens
unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Vorlieben und
Gewohnheiten. Während der Mammutbaum als mächtigster Baum der heutigen
Flora seine Massen in lichten Mischwäldern in Gesellschaft anderer Arten
im verhältnismäßig trockenen Klima der westlichen Sierra Nevada
entwickelt, wo der meiste Niederschlag als Schnee fällt, wächst die
Küstensequoie als Höhenrekordhalter unter der Bäumen in schwindelnde
Bereiche von ca. 110 Metern in dichten, reinen Beständen im
Küstennebelgürtel Nordkaliforniens.
Kultiviert lassen sie sich am besten an
ihren Nadeln unterscheiden (falls man diese erreicht). Der Mammutbaum
weist eine kurze (5 - 10 mm), schuppenförmige, sich an die Zweige
anschmiegende Benadelung auf. Die Küstensequoie trägt 2 Arten von Nadeln:
Überwiegend sind die Nadeln wie bei einer Eibe glatt, ca. 2 cm lang und
spitz, regelmäßig 2-zeilig angeordnet. Zum Ende der Zweige hin werden sie
immer kürzer. Bei Jungtrieben dagegen ist die Benadelung schuppenförmig
wie beim Mammutbaum.
Geschichtliches
Nach dem Österreicher ENDLICHER heißt
dieser Baum heute botanisch Sequoiadendron. ENDLICHER hatte den Namen zu
Ehren des Halbindianers „Sequo Yah“ gewählt, der nach einem Unfall
körperlich behindert war und dann Silberschmied wurde. Er entwickelte ein
Indianeralphabet und lehrte seine Stammesgenossen, die Irokesen, deren
Häuptling er war, Lesen und Schreiben.
Der englische Sammler LOBB brachte 1850 als
erster die Kunde von den Riesenlebensbäumen im kalifornischen
Felsengebirge nach Europa. Als er im kalifornischen Felsengebirge der
Sierra Nevada vor Riesenstämmen von „über 100 m Höhe und 10 m Durchmesser“
stand, war es für ihn selbstverständlich, daß er den Baum nach dem
englischen Feldherrn und Nationalhelden WELLINGTON (1769 - 1852) benannte.
Die Amerikaner sahen darin eine
Herausforderung und G.B. SUDBURY nannte ihn nach ihrem Helden und machte
ihn zur WASHINGTONIA.
Genauere Bestimmungen durch den Franzosen
J. DECAISNE zeigten die nahe Verwandtschaft zu der schon früher bekannten
Sequoia sempervirens, der Küstensequoie oder „Küstenmammutbaum“
(Unterscheidungskriterien siehe oben).
Schon bald nach der Entdeckung wurden
Versuche zum Anbau des Baumes in Europa unternommen, zunächst in
Parkanlagen Englands, nach 1860 auch in Deutschland.
Vom damaligen württembergischen König Wilhelm I. wurde die königliche Bau-
und Gartendirektion beauftragt, gemeinsam mit der Forstdirektion Samen aus
Nordamerika zu beziehen. Dieser kam 1865 zur Aussaat im Kalthaus der
Wilhelma.
Wahrscheinlich durch ein Missverständnis
oder einen Schreibfehler wurde statt einem `Lot´, das hätte bestellt
werden sollen, ein Pfund des Samens vom größten Baum der Welt geordert.
Woher sollte man denn auch wissen, dass der größte Baum den allerkleinsten
Samen hat, wovon etwa 100.000 Stück nur 500 Gramm wiegen.
Im Frühjahr 1866 konnten 6000 - 8000
einjährige Sämlinge, die im Kalthaus der Wilhelma herangezogen wurden, je
zur Hälfte an die Forstdirektion ausgeliefert, und die andere Hälfte in
den königlichen Gärten verwendet bzw. verkauft werden. Der Erlass der
königlichen Forstdirektion vom 07.04.1866 sagt hierzu, „da die Pflanzen
erst einjährig und deshalb noch ziemlich klein sind, so sind dieselben
zunächst in passend gelegenen, frostfreien Saatgärten zu verschulen, wobei
der Abstand nicht unter zwei Fuß zu machen wäre, um mit Umgehung eines
wiederholten Umschulens gehörig starke Heister erzielen zu können.“ Ab
1870 wurden die Bäumchen auf ihre endgültigen Standorte verpflanzt.
1987 waren gemäß einer Erhebung der
Forstdirektion Stuttgart in ihrem Bereich noch 106 Wellingtonien aus
dieser ersten Aussaat vorhanden.
Ursprünge
Die Heimat des Mammutbaums sind
die so genannten Sequoia-Groves, alte Gletscherkare westliche des Grates
der Sierra Nevada in Kalifornien in 1400 bis 2700 m Meereshöhe auf dem
Breitengrad von Gibraltar und Sizilien.
Allgemeines
Der Mammutbaum besitzt eine
wenig lückige Beastung und eine kegelförmige Krone.
Er ist ein immergrüner Nadelbaum der bis ca. 100 m Höhe erreicht.
Der Holzinhalt des größten bekannten
Exemplars, des „General Sherman Tree“, entspricht etwa dem Holzertrag von
einem halben Hektar Fichtenwald (ca. 1500 cbm). Sein Umfang beträgt in
Brusthöhe 31 m, die Höhe 84 m. Sein Alter wird auf 2500 - 3000 Jahre
geschätzt.
Andere Exemplare werden auf 3.500 bis 4.000 Jahre datiert.
Das bekannteste Vorkommen der größten
Mammutbäume befindet sich im kalifornischen Sequoia National Park. Dort
stehen sie unter Naturschutz. Schon bald nach der Entdeckung setzten sich
mehrere amerikanische Präsidenten für den Erhalt dieser Riesenbäume ein.
Welche Größe der Mammutbaum im Vergleich zu
landläufigen Bäumen entwickelt verdeutlicht eine Untersuchung des
amerikanischen Dendrologen Rutherford Platt. Nach dessen Bericht hat der
größte aller Mammutbäume seinen tiefsten Ast 45 Meter über dem Boden.
Dieser Ast hat einen Durchmesser von 1,80 Meter und eine Länge von 45
Metern, d.h. dieser Ast ist größer als die größte Ulme der Welt.
Obgleich der Mammutbaum, wie oben genannt, sehr hohe Alter erreicht, ist
er nicht zu den Rekordhaltern in dieser Angelegenheit zu zählen. Hier wird
er von weniger spektakulären Vertretern wie der Grannen-Kiefer (4.900
Jahre; JOHNSON, H.) geschlagen.
Stamm
An der Basis auffällig verdickt,
erst plötzlich, dann allmählich verschmälert.
Äste
Bei älteren Exemplaren erst in
größerer Höhe über dem Boden beginnend, kräftig, in der Jugend quirlig, im
Alter unregelmäßig aus dem Stamm wachsend
Rinde
Auffallend weich und dick (bis
50 cm), bei alten Bäumen tief furchig und rissig.
Farbton der Rinde variiert zwischen fuchsrot und schmutzig dunkelbraun,
Ablösung faserig. Junge Triebe haben eine sehr steife und derbe
grünlichgraue Rinde.
Nadelblätter
Nadeln mit dem unteren Teil dem
Zweig angewachsen, spiralig oder in drei Längsreihen angeordnet, etwa 5-10
mm lang, lanzettlich oder schuppenförmig, lang zugespitzt auf der
Oberseite flach, unterseits längsfurchig an den unteren Enden der Triebe
anliegend, in der Spitzenregion mehr abstehend, dunkelgrün oder
bläulich-grün, manchmal auch glänzend; mit breiter Basis am Trieb
anwachsend; beim Zerreiben Anisduft; Nadeln mit den Zweigen abfallend;
Lebensdauer 3-4 Jahre.
Zapfen
Weibliche Zapfen einzeln oder zu
zweien an dicken Enden, länglich-kugelig, etwa 4 x 3 cm groß, zur
Reifezeit dunkelbraun, Schilder der Zapfenschuppen mit deutlichem
Dornfortsatz.
Männliche Blüten immer einzeln an den Triebenden.
Verbreitung
Der Mammutbaum kommt von Natur
aus nur in Höhen zwischen 1500 und 2500 m an den Westhängen der Sierra
Nevada in Kalifornien vor, wurde jedoch in Europa als Zier- und Parkbaum
sowie in Versuchsanpflanzungen erfolgreich eingeführt.
Blütezeit
März bis April
Verwandte Art
Die Sichel-Tanne
(Cryptomeria japonica) wird längst nicht so hoch und mächtig wie
ihr nordamerikanischer Verwandter. Sie trägt spiralig gestellte, um 15 mm
lange, sehr steife und spitze Nadelblätter, deren Spitzen sichelförmig
eingekrümmt sind. Zuhause ist diese Art, wie der lateinische Name bereits
erahnen läßt, in Japan, wird in Europa aber vielerorts als Park- und
Zierbaum verwendet. Die Zapfen sind wie bei allen Mammutbaum- Verwandten
erstaunlich klein. Sie werden nur ca. 2 cm lang.
Aussaat
Die Zapfen reifen im 2. Jahre im
Oktober-November, werden abgepflückt und nachgetrocknet. Jeder Zapfen
enthält ca. 250 Samen. Das Saatgut wird vor der Aussaat 4 - 6 Wochen lang
in feuchtem Sand eingeschichtet und dann unter Glas ausgesät. Bis zur
Keimung vergehen oft noch einmal 4 - 6 Wochen Zeit. Unbehandelte Saat
braucht sogar doppelt so lange. Es gehen vielfach nur 10 - 15 % der Samen
auf. Die harzigen Samen werden von Vögeln und Mäusen gemieden.
Die Keimfähigkeit
soll 8 - 24 Jahre erhalten bleiben. Mittlere Keimfähigkeit beträgt nur 25
%, da viele Samen taub sind.
Die Jungpflanzen sind in den ersten Jahren
frostempfindlich und ebenso empfindlich beim Verpflanzen. Daher sollten
sie ausnahmslos in Spezialtöpfen herangezogen werden. Nach EISELT sind
auch Samen von großen deutschen Bäumen durchaus keimfähig, und im Rheingau
wurden seit Jahren Samen geerntet und ausgesät. Eine Naturverjüngung ist
in Europa nicht beobachtet worden. Ebenso ist eine vegetative Vermehrung
durch Stecklinge bzw. durch Wurzelbrut unbekannt.
Holz
Eine schon ältere Untersuchung
der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft in Reinbek
bezüglich der Verwertbarkeit des Mammutbaumholzes kommt zu erstaunlich
guten Ergebnissen seiner physikalischen Festigkeitseigenschaften. Aus
dieser Untersuchung ergeben sich außerordentlich vielseitige
Verwendungsmöglichkeiten, wobei die absolute Resistenz gegen alle Insekten
und pilzliche Schädlinge hervorgehoben wird (Telegraphenmasten aus dem
Holz von Mammutbäumen seien ohne jegliche Imprägnierung auch noch nach 80
Jahren ohne ein Anzeichen von Fäulnis. Zurückzuführen ist dies auf den
fäulnishemmenden Gerbstoff Tanin, der dem Holz und der Borke die rötliche
Färbung gibt.
Mit der herrlichen Farbgebung des
unterschiedlichen Splint- und Kernholzes vom dunklen Purpurrot bis zum
hellen Sandfarben eignet sich das Holz für Täfelungen aller Art, für
Möbel, Furniere oder auch zum Bootsbau u.v.m.. Andererseits sind durch die
Weichheit des Holzes der Verwendung zweckgebundene Grenzen gesetzt.
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